Samstag, 6. September 2014

Heimreise

Die Rückfahrt nach Rainfeld ist für mich reibungslos verlaufen: per Schiff ging es von Sfentu Gheorge 100 km zurück nach Tulcea. Von dort weiter mit dem Bus nach Bukarest. Dann noch zwei mal Umsteigen und 45 Stunden später war ich in Wien. Von dort hat mich mein Vater um drei Uhr morgens abgeholt. Probleme mit dem Gepäck - ich hatte 3 große Taschen für das Boot und 3 Packsäcke für die restliche Ausrüstung - hat es keine gegeben, alles wurde immer anstandslos mitgenommen. 

Interessant war die Vorgehensweise an der Rumänisch-Ungarischen Grenze: kurz vorher ging einer der Busfahrer mit einem Plastiksackerl durch und sammelte von den Reisenden "Spenden für die Beamten" ein. Schmiergeld, um die Abfertigung zu beschleunigen und lästige Gepäckkontrollen zu vermeiden. Tatsächlich wurde später kein einziges Gepäckstück kontrolliert. Und auch in die Reisedokumente wurde nur ein kurzer Blick geworfen. Korruption an der Schengen-Aussengrenze wie sie besser nicht sein könnte!

Mittwoch, 3. September 2014

Am schwarzen Meer

Heute haben wir die letzten paar Kilometer zum schwarzen Meer zurück gelegt. Leider bei schlechtem Wetter: starker Wind aus NO. Somit konnten wir die Donaumündung gerade noch verlassen. Die geplante Fahrt zu einer vorgelagerten Sandinsel mussten wir allerdings streichen. 


Dienstag, 2. September 2014

Im Donaudelta

Seit zwei Tagen paddeln wir durchs Donaudelta. Und es sieht genauso aus, wie die 2000 km vorher. Es steht etwas mehr Schilf am Ufer. Doch sonst ist alles wie gehabt. Mag sein, dass es am Hochwasser liegt;  alle Sandbänke sind überspült, es sind keine Pelikane oder Silberreiher zu sehen, die es hier sonst geben soll.

Heute Nachmittag bin ich in Sfàntu Gheorge eingetroffen. Es ist ein kleiner Ort, der vor allem vom Tourismus lebt. Zu erreichen ist er nur per Schiff. Es gibt ein paar kleine Hotels, einen Laden, der sich Supermarkt nennt, zwei Restaurants und eine von der EU finanzierte Marina. Die - wie könnte es anders sein - nur mit Fischerbooten der Einheimischen belegt ist. Yachten, die Geld in die Kasse spülen würden, findet man hier nicht. 


Unsere Zelte können wir übrigens am Marktplatz aufstellen. Nur Lebensmittel sollten wir keine im Zelt lassen: es laufen nämlich Kühe frei durch die Ortschaft, und die würden auf der Suche nach fressbaren vor ein bisschen Stoff nicht halt machen. Tatsächlich sehe ich am Abend zwei Kühe gemütlich den Hafen entlang spazieren. Man erzählt mir, dass die Besitzer die Rindviecher im Frühjahr mit dem Boot hierher bringen und im Herbst wieder einsammeln. Dann werden sie verkauft. Weit vortlaufen können sie in dem sumpfigen Umland ja nicht.

Montag, 1. September 2014

Murighiol

Der gestrige Ruhetag hat meiner Schulter gut getan. Beinahe ohne Schmerzen kann ich die 39 km bis Murighiol paddeln. Unser Lagerplatz ist wieder recht einfach: der Wald neben der Donau. Es gibt kein Wasser, kein Klo, keine Dusche. Nur eines ist im Überfluss vorhanden: Gelsen. Besonders schlimm wird es, als ich kurz hinter einem Busch verschwinden muss: innerhalb einer Minute bekomme ich unzählige Stiche in den Allerwertesten ab. Die Biester machen den Aufenthalt hier beinahe unerträglich. Ansonst wäre es wirklich schön hier.

Sonntag, 31. August 2014

Tulcea

Tulcea ist der Ausgangspunkt für Fahrten ins Donaudelta. Viele Ausflugsschiffe starten hier, Flusskreuzfahrtschiffe beenden hier ihre Fahrt. Es gibt viele Hotels, Touristen sind unterwegs. 

Für mich ist wichtig, dass es hier eine Busverbindung nach Wien gibt. In der örtlichen Vrtretung der Busline konnte ich ein Ticket für die Fahrt nach Wien kaufen: um 75 Euro komme ich wieder nach Hause. 

Samstag, 30. August 2014

Paddeln mit Handycap

Die Schmerzen im Handgelenk sind tatsächlich bis zum morgen weniger geworden, ich kann die Hand wieder entwas bewegen. Nur drehen kann ich sie noch nicht. Aber das ist zum Paddeln nicht unbedingt notwendig. Dafür sind nun Schmerzen in der rechten Schulter dazu gekommen. Ich kann den Arm gerade mal bis auf Höhe des Brustkorbes heben. Ich setze meine Ibuprofentherapie fort, Frühstücke, Packe meine Sachen ins Boot und lege ab. 46 km bis Tulcea muss ich heute durchhalten. Dann ist ein Tag Pause geplant. 


Irgendwie funktioniert es. Ich darf nur rechts das Paddel nicht zu hoch heben oder links zu fest ziehen. Zum Glück spielt anfangs das Wetter mit, es ist windstill. Somit brauche ich wenig Kraft, um vorwärts zu kommen. Nach der hälft der Strecke kommt Wind auf. Jetzt muss ich fester am Paddel ziehen. Und das macht vor allem meiner Schulter zu schaffen. Jeder Paddelschlag bereitet Schmerzen. Zeitweise teile ich das Doppelpaddel und benutze eine Hälfte als Stechpaddel. Nach scheinbar endlosen sieben Stunden komm ich in Tulcea an. 

Der Platz in Tulcea ist sehr einfach gehalten. Ein Stück mehr oder weniger gerade Wiese, drei Chemieklos. Kein Wasser, kein Schatten, kein Strom. Aber es gibt wilde Hunde. Wie auf beinahe jedem Platz seit Serbien. Sie sind nicht aggresiv, nähern sich nur ganz vorsichtig. Aber sie bellen. Fast die ganze Nacht hindurch.


In Rumänien haben manche Hunde eine Marke im Ohr. Ich erfahre, dass diese Hunde eingefangen, geimpft, entwurmt und sterilisiert wurden, bevor man sie wieder freigelassen hat. Eigentlich wollte man sie ja erschießen. Das haben aber Tierschützer nicht zugelassen. Also versucht man auf diese Weise, die Bestände zu dezimieren.


Freitag, 29. August 2014

Luncavita

Nach dem gestrigen, sehr windreichem Tag, sollten wir heute wieder besseres Wetter habe. Und gute Bedingungen brauchen wir heute auch, ist die Etappe doch 55 km lange. Sie soll uns bis Luncavita führen. Tatsächlich haben wir bestes Wetter. Kurz vor 5 Uhr treff ich im Camp ein. Obwohl: Camp ist eigentlich nicht die treffende Bezeichnung. Unser Lagerplatz ist vielmehr die frei Natur entlang der Donau. Und die ist leider eine Müllhalde. 

So ungastlich der Lagerplatz ist, umso gastfreundlicher sind die Bewohner des einige Kilometer entfernt liegenden Dorfes: sie haben für uns Bohnen- und Fischsuppe gekocht. Und die Frauen des Dorfes können Kochen! Außerdem zeigt die Dorfjugend einige Folkloretänze. 

Leider wird das Abendprogramm wieder viel zu schnell von den Gelsen beendet. Als ich gegen halb neun ins Zelt flüchte, bemerke ich leichte Schmerzen im linken Handgelenk. Binnen einer halben Stunde werden sie stärker. Ich bin plötzlich nicht mehr in der Lage, die linke Hand zu bewegen!


Das ist nun gar nicht gut. Sollten die Schmerzen morgen in der Früh noch vorhanden sein, kann ich das Paddel nicht halten. Schlimmer noch. Mit nur einer Hand kann ich nicht einmal das Boot zerlegen, meine Sachen verpacken und mich mit dem Bus auf den Weg nach Hause machen. 


Da alles auf eine Entzündung hinweist, krame ich aus meiner Medizinbox irgendwelche NSAR hervor, verbringe eine unruhige Nacht und hoffe, dass ich morgen irgendwie weiterpaddeln kann.

Donnerstag, 28. August 2014

Frühstart

Nach einigen sonnigen, windarmen Tagen ist für heute vormittag Nordwind mit 20 km/h vorhergesagt. Genau von vorne wiedereinmal. 46 km haben wir heute zu paddeln. Um eine möglichst weite Strecke bei noch wenig Wind zurücklegen zu können, stehe ich vor 6 Uhr auf. Es ist noch dunkel, etwas kühl aber nicht kalt. Routiniert packe ich meine Sachen ins Boot. Auf das Frühstück verzichte ich, für unterwegs lege ich zwei Bananen und zwei Schokoriegel bereit. Eine Stunde benötige ich, bis ich startbereit bin. 

Um 7 Uhr ist das Boot im Wasser. Die Sonne steht noch nicht hoch über dem Horizont. Es ist ruhig am Wasser, kein Lufthauch ist zu spüren. Leise gleitet das Boot dahin, nur das Platsch-gurgel-platsch-gurgel des Paddels ist zu hören. Es ist einfach schön.

20 km schaffe ich bei besten Bedingungen. Dann setzt der Wind ein. Zuerst nur schwach. Doch er wird bald stärker. Rasch entstehen Wellen, die Schaumkronen haben. Am Anfang der Reise wäre ich bei diesen Bedingungen verzweifelt. Jetzt macht es sogar spaß. Für zwei Stunden. Dann bekomme ich trotz Handschuhen Blasen auf den Handballen. Die Schulter-  und Nackenmuskeln brginnen zu brennen. Die letzten 10 km werden mühsam. 

Gegen 14 Uhr habe ich es geschafft. Ich erreiche den Zeltplatz in Braila. Der Rest ist dann wieder Routine: Zelt aufbauen, Duschen gehen, was zu Essen besorgen, die Stadt erkunden.


Mittwoch, 27. August 2014

Stancuta

Unser heutiges Lager haben wir in der Nähe von Stancuta aufgeschlagen. Wieder in einem Wald, etwa 4 km von der Ortschaft entfernt. Wir Zelten nicht alleine: eine Jugendgruppe des rumänischen Roten Kreuzes verbringt ebenfalls einige Tage hier. Man hat zwei Chemietoiletten aufgestellt und von einem Bauernhof einen Wasserschlauch her gelegt. Duschen geht nicht, aber zum Waschen reicht es. Einheimische bereiten wieder ein Abendessen für uns zu: Fischsuppe oder Fleischsuppe. Beides gerät leider etwas dünn und schmeckt irgendwie fad. 

Auf den Weg hierher sind wir an den heißen Quellen von Hirshova vorbei gekommen. 40 Grad warmes, schwefelhaltiges Wasser sprudelt dort aus der Erde. Man hat ein paar Betonbecken geschaffen, in denen man das Wasser auffängt. Baden ist dort Kostenlos. Leider ist außer den Betonbecken keine Infrastruktur vorhanden. Im angrenzenden Wäldchen links und rechts der Badestelle sind einige Wohnwagen abgestellt. Manche Badegäste verweilen scheibar länger hier. Es gibt keine Duschen, keine Toiletten. Nur zwei Betonbecken. Ich habe keine Lust, hier baden zu gehen, mache nur ein paar Fotos, steige ins Boot und paddle weiter.

Dienstag, 26. August 2014

Armut

Wiir erreichen nun die ärmste Region der Europäischen Union. Gestern haben wir in Sulina übernachtet. Der Platz war einfach eine Wiese, besser gesagt die Dorfweide am Donauufer. Normalerweise Weiden hier Schafe oder suchen Schweine nach Nahrung. Dementsprechend viele Hinterlassenschaften dieser Tiere finden sich auf unserem Zeltplatz. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, mein Zelt auf solchen Plätzen aufzubauen. 


Die Menschen müssen hier offensichtlich mit wenig Geld auskommen. Auf den Straßen sind viele Pferdefuhrwerke unterwegs. In Bulgarien habe ich hin und wieder welche gesehen. Jetzt werden sie immer häufiger. Die Straßen in den Ortschaften sind in einem absolut schlechten Zustand. Kaum welche sind Asphaltiert, die meisten Schotterwege vom Regen ausgewaschen. Und überall liegt Müll. Viel Müll. Meist Plastikflaschen, Plastiksackerl und andere Kunststoffverpackungen. Es ist für die Menschen hier ganz normal, Müll einfach auf die Straße zu werfen. 


Im Gegensatz zu Bulgarien sehe ich hier jedoch kaum leerstehende, verfallende Häuser. Bei vielen Häusern merkt man, dass sie erst kürzlich renoviert wurden oder das die Arbeiten noch im Gange sind. 


Heute habe ich an einem Strand halt gemacht. Dabei konnte ich ein paar Frauen zusehen, wie sie in der Donau Teppiche gewaschen haben. Für den Transport der Waschtische und der Teppiche haben sie ein Pferdefuhrwerk verwendet. 

Auch sehe ich immer öfter Viehhirten. Jugendliche oder Erwachsene, die auf ein paar Kühe oder Schafe aufpassen. Andere Arbeitsplätze dürften in der Gegend selten sein. 

Sonntag, 24. August 2014

Rumänien

Wieder einmal Regen am Morgen. Ein Gewitter zieht durch, ein paar Blitze zucken, Donner grollt gar nicht so weit entfernt. Gerade als ich den letzten Bissen vom Frühstücksbrot esse, beginnt es zu Regnen. Zuerst ein paar Tropfen, dann schüttet es. Das Zelt habe ich bereits eingepackt. Also bleibt mir nur, die Paddeljacke anzuziehen und das Boot zu Packen. Wir müssen früh los, die rumänischen Polizeibeamten warten bereits. 

Aufgrund des Hochwassers der letzten Wochen ist der Boden aufgeweicht, das Zuwasserlassen der Boote wird - genau wie das Ausbooten gestern - eine Schlammschlacht. 

Die Grenzkontrolle in Rumänien verläuft recht unkompliziert: nur Teilnehmer aus nicht-EU-Ländern müssen an Land zur Passkontrolle, alle anderen fahren einfach weiter. 

Das wir uns dem Donaudelta nähern, merkt man vor allem an einem: von nun an sind die meisten Ortschaften einige Kilometer von der Donau entfernt. Unser erster Übernachtungeplatz heute ist dementsprechend einfach gehalten: ein Wald neben der Donau. Wasser und Lebensmittel für zwei Tage sollte man mitbringen, die Einkaufsmöglichkeiten werden seltener. Wasser zum Duschen gibts auch keines mehr. Dafür gibt es die Donau. Toiletten gibt es übrigens auch nicht. Dafür gibt es den Wald.

Und im Wald lauern die Gelsen. Noch nie bin ich beim Verrichten des "großen Geschäftes" in freier Natur von so vielen Blutsaugern in den allerwertesten gestochen worden. 

Samstag, 23. August 2014

Silistra

Heute sind wir in Silistra angelangt. Wieder eine Stadt, über die es nicht viel zu schreiben gibt. Die üblichen verfallenen Häuser, veraltete Infrastruktur. Straßenlaternen, bei deren Anschlußkästen der Deckel fehlt. Jedes Kind kann im vorbeilaufen die frei liegenden Drähte berühren. Aber das dürfte niemandem Sorge bereiten.

Genauso wenig Sorge dürfte das Schiffswrack bereiten, dass offensichtlich seit Jahren an der Uferbefestigung vor dem Hafen liegt. Niemand findet es der Mühe wert, es zu entsorgen.

Für uns bedeutet Silistra den Abschied von Bulgarien. Morgen werden wir die Donau überqueren und in Rumänien einreisen. Etwa 10 Tage werden wir dann noch ins Schwarze Meer benötigen.  

Donnerstag, 21. August 2014

Brain Insane

"Insane in the Brain" heißt in Titel von Cypress Hill. Und er beschreibt ganz gut den Zustand, in dem sich einige bulgarische Kollegen befinden. Seit Tagen. Vor knapp einer Woche waren sie eines Abends da. Und seither sind sie besoffen. Irgendwie schaffen sie es jeden Morgen, ihre Boote ins Wasser zu bringen. Dann binden sie die Kajaks zu einem Floß zusammen und treiben die Donau hinunter. Jede Menge Schnaps und Bier haben sie dabei. Am Abend werden sie dann wieder ans Ufer gespült. Sie krabbeln an Land und setzen ihr gelage im Camp fort. Gegen drei, vier Uhr Morgens fallen sie um und Schlafen gleich neben den Tischen ein. Um 8 Uhr haben sie das erste Bier in der Hand, um 10 wanken sie zu den Booten und lassen sich weiter treiben. Ich verstehe nicht, wie sie das eine Woche lange durchhalten können.

Montag, 18. August 2014

Russe

Die letzten paar Tage war ich zu faul, um meinen Blog zu aktualisieren. Oder ich hatte kein WLAN zur Verfügung. Oder schlicht und einfach keine Zeit dafür. 

Doch heute passt es wieder. Wir sind in Russe, einer Stadt mit 150.000 Einwohnern. Bislang der schönste Ort in Bulgarien. Und er passt so gar nicht zu dem, was ich bisher vom Land gesehen habe: nirgends liegt Müll herum, die Häuser sind in einem passablen Zustand, die Straßen sind in Ordnung. Es gibt eine hübsche Fußgängerzone. Und freies WLAN beinahe überall in der Innenstadt.


Während der letzten paar Tage habe ich nämlich das Gegenteil erlebt. In allen Ortschaften stehen viele Häuser leer und verfallen. Die Infrastruktur ist allesammt aus der kommunistischen Zeit. Letzte Woche habe ich ein einziges Gebäude gesehen, dass jünger als 30 Jahre war: ein Einkaufszentrum in Vidin, gebaut von westlichen Konzernen. Ein paar neue Bauruinen stehen natürlich auch herum. Allesammt finanziert von der EU. In Baikal etwa. Ein Museum für Ausgrabungsgegenstände. Außen fertig, innen ein Rohbau, verfällt es bereits wieder. Weil die Korruption das dafür zur Verfügung gestellte Geld vorzeitig aufgefressen hat. 

Oder in Belogradchischki. Die EU finanziert ein Projekt, bei dem ein Laser Lichteffekte auf die Burgruine zaubern soll. Das dafür notwendige Gebäude hat scheinbar der Sohn/Enkel/Freund/Bekannte/Bezahler von einem lokalen Politiker geplant. Von außen schaut es recht schön aus. Als uns auf Nachfrage ein Arbeiter durch die Baustelle führt, schaut die Sache gleich anders aus: der Architekt hat übersehen, dass im Winter ein kleiner Bach die Felswände entlang und letzten Endes durch das Haus fließt. Im Erdgeschoß steht das Wasser zentimeterhoch, der Putz bröckelt sogar im ersten Stock feucht von den Wänden. Laser gibt es noch keinen, den hat die EU noch nicht bezahlt. Dafür steht ein mächtiges Teleskop im Raum. Zum Sternebeobachten. Von der EU bezahlt. Da hat doch nicht etwa der Architekt den ganzen Klimbim veranstaltet, nur um sich sein Hobby, ein wenig Sternderlschaun, finanzieren zu lassen?

Der Schwachsinn und die absolute Wurschtigkeit beginnen bei Kleinigkeiten. Bei der Dusche in Svistov etwa. Da war der Wasserhahn zum abstellen kaputt. Also ist das Wasser gelaufen. Bis man die Dusche am nächsten Tag wieder abgebaut hat. Da der Wasserschlauch mit einer Schelle befestigt war, hat ihn der mit dem Abbau beauftragte einfach abgeschnitten. Natürlich, ohne das Wasser vorher abzustellen. Ich glaube, es sprudelt heute noch in die Wiese.

Oder der Bach in der Stadt Nikopol. Er führt jetzt im Sommer nur wenig Wasser, ist mehr ein Rinnsal. Dafür türmen sich in seinem Bett Plastikflaschen und anderer Müll. Ein Hochwasser im Winter wird das stinkende Zeug dann in die Donau spülen. Dann passt es wieder. 

Auch in dieser 6000 Einwohner zählenden Stadt setzt man auf die EU. Die soll ein Projekt finanzieren, um irgendwelche Felshölen touristisch zu erschließen. Wer die anschauen soll? Egal, hauptsache die EU bezahlt erstmal. In der Stadt gibt es drei Tante-Emma-Läden, viele leerstehende Häuser, mit groben Schotter befestigte Sraßen, ein von den Russen gebautes Denkmal am Hügel oberhalb der Stadt. Warum zum Teufel sollte sich irgendein Tourist hierher verirren. Und für hundert Paddler, die einmal im Jahr hier für eine Nacht bleiben lohnt der Aufwand sicher nicht!

Donnerstag, 14. August 2014

Easy Going

Die Attacke beginnt um 20:58. Wir sitzen in Ostrovo am Donauufer. Plaudern, trinken ein Bier. Wie auf Kommando stürzen sich plötzlich unzählige Blutsauger auf uns. Ich wehre mich, erschlage 20 dieser Biester. Doch es ist vergebens. Der Gegner greift mit einer absoluten Kaltblütigkeit und mengenmäßigen Überlegenheit an. Verluste schrecken ihn nicht. Unablässig stürzt er sich auf mich, egal wieviele Kameraden zerquetscht zu Boden fallen. Um 20:04 trete ich den Rückzug an. Mir bleibt nur die Option, mich in das Zelt abzusetzen. Von vergangenen Angriffen weiß ich, dass der Einsatz von Chemiewaffen bei derartig schweren Überfällen fast wirkungslos ist. Also verschwende ich das teure Autan erst gar nicht. Ein paar Kamikazeflieger verfolgen mich bis in meinen Schutzraum. Sie werden ihn nicht lebend verlassen. 


Abgesehen von den allabendlichen Gelsenüberfällen, die einemal stärker, dann wieder schwächer ausfallen, sind die letzten beiden Tage sehr gemütlich verlaufen. Paddelstrecken von jeweils knapp über 40 km bei 3 km/h Strömung lassen noch genügend Zeit, um die Fahrt auch genießen zu können. Heute etwa haben wir Mittags bei einem Restaurant halt gemacht, sind dann ein Stück weitergepaddelt. Auf einer Sandbank haben wir neuerlich halt gemacht, waren Schwimmen und haben einen Kaffee getrunken. Ganz gemütlich also. 


Am Abend hat man in der Ostrovo unseretwegen ein Fest organisiert. Mit Folkloretanz und Musik. Ich bin immer beeindruckt, mit welcher Gastfreundschaft wir empfangen werden.

Dienstag, 12. August 2014

Essen beim Bürgermeister

Heute hatte ich wieder einen ofiziellen Termin zu absolvieren: Abendessen mit dem Bürgermeister. Geladen waren alle Vertreter der an der TID teilnehmenden Nationen. Zur Zeit paddeln leute aus Deutschland, Österreich, Slovakei, Serbien, Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Italien, Großbritannien und Israel. Dieses Mal gab es nicht die Übliche 5-Minuten-Ansprache-und-fertig, nein, es gab wirklich was zu essen. Keiner hatte damit gerechnet. Und es wurde großzügig aufgetischt: Salat nach Art des Landes, Putenbrust mit Champignons, eine Eiscreme. Und Schnaps. Ohne den geht am Balkan ja gar nichts.


Zugetragen hat sich das ganze übrigens in der Stadt Lom. 48 km auf der Donau von unserer vorigen Station entfernt. Gezeltet haben wir auf der Donaulände. 

Der Platz war ganz landesuntypisch recht schön hergerichtet. Die Gehwege mit neuem Pflaster versehen, das Gras regelmäßig gemäht. Es gab einen neuen Skaterpark und eine neue WC-Anlage. 

Und Störche. Auf vielen Bäumen und Hausdächern hatten Störche ihre Nester gebaut. Pausenlos war von irgendwoher das Klappern ihrer Schnäbel zu hören.

Leider habe ich sonst von der Stadt nichts gesehen. Der Termin beim Bürgermeister hatte leider vorrang.



Montag, 11. August 2014

Vidin

Gestern sind wir 51 km nach Vidin gepaddelt. Bei bestem Wetter: Blauer Himmel, 33 Grad im Schatten - leider gibts im Boot keinen Schatten - kaum Wind und relativ starker Strömung. Ich bin spät gestartet, so gegen 10 Uhr und kurz vor 17 Uhr in Vidin eingetroffen. 


In Vidin können wir im Stadtpark Campieren. Ein Areal wurde für uns abgesperrt, eine Dusche improvisiert. Die Stadt selbst wirkt heruntergekommen. Nur ein kleiner Teil wurde für Touristen, die mit Ausflugsschiffen hier landen, halbwegs hergerichtet. Doch überall anders verfallen die Gebäude, verwahrlosen die Anlagen. 

Heute bin ich mit dem Autobus zu ein paar Sehenswürdigkeiten gefahren. Das interessante daran war die zwei Stunden dauernde Fahrt: Häuser verfallen, Putz bröckelt von der Mauer, Fabrikanlagen stehen leer und rosten vor sich hin. Unser Busfahrer überholt in halsbrecherischen Manövern Pferdefuhrwerke. Das schlimme daran: überall sieht es so aus. Es fehlt an Geld, um irgendetwas herzurichten. Das ganze Land sieht aus, als wäre es als Kulisse für einen Weltuntergangsfilm errichtet worden.


Samstag, 9. August 2014

Bulgarien

Wir verlassen Serbien. Das Ausklarieren verläuft wieder völlig unproblematisch. Die Polizei kommt zu uns auf den Platz, ein Beamter drückt den Ausreisestempel in den Pass. Eigentlich sollten wir, sobald wir auf der Donau unterwegs sind, erst wieder in Bulgarien für die Einreise an Land gehen. Doch so genau handhabt das hier niemand. Und so treffen wir uns 20 km später vor der Schleuse Djerdap II am rechten Donauufer zu einer Pause. 

Die Schleusung verläuft wieder problemlos. Nach dem Kraftwerk führt die Donau hochwasser. Für uns bedeutet das, dass die Strömung jetzt kräftig mithilft. 6 km/h und mehr zeigt das GPS an. So schaffen wir die restlichen 30 km bis Novo Selo recht flott.


Das einklarieren ist auch gleich erledigt: wieder ist ein Beamter am Strand der den Pass kontroliert. Leider ist unser heutiger Lagerplatz alles andere als optimal. Es ist viel zu wenig Platz. Ich finde ein freies Stück direkt neben einer Strandbar, andere weichen auf den Rand eines Forstweges aus.


Novo Selo ist eine Ortschaft in der ärmsten Region Bulgariens. Und das sehe ich gleich bei meinen ersten Spaziergang ins Ortszentrum: überall stehen verlassene Häuse, alles vergammelt und verfällt.


Freitag, 8. August 2014

Paddeltag

Wieder ein ganz normaler Tag: kurz nach sechs Uhr aufstehen, Früstück, Packen, Paddeln. 50 km waren heute zurückzulegen. Nach der Staustufe war heute wieder etwas Strömung zu spüren: 3 1/2 km/h habe dafür gesorgt, dass ich schon um 4 Uhr Nachmittags in Baka Palanka eingetroffen bin. 

Unterwegs das übliche: viel gepaddelt, gehofft, dass die Gewitterwolken sich wieder auflösen (haben sie gemacht) und ein paar interessante Leute getroffen:

Ein Vorarlberger, der sich um 9.000 € hier ein Haus mit 1.000 qm Grund gekauft hat. Er ist gerade dabei es zu renovieren. Er verbringt mit seiner Familie den Sommer hier und fühlt sich sehr wohl. Mit seinen Nachbarn kommt er gut aus. Es sprechen eh fast alle Deutsch - die meisten Leben oder Arbeiten zeitweise ja auch in Deutschland, der Schweiz oder Österreich.


Auch interessant war der Schweizer im Hintergrund: mit seinem Kanu ist er unterwegs nach Syrien. Dort will er einen bekannten Treffen. Um irgendwelche Formalitäten oder Zollkontrollen schert er sich überhaupt nicht. Er fährt einfach, wie es ihm passt. Sein schweizer Pass mit russischem Stempel drin würde schon alles regeln. Ein paar Kilo Gras hat er auch mit. Und er raucht das Zeug auch hier am Strand. 

Donnerstag, 7. August 2014

Wäschermädl

Ruhetag in Kladovo. Das heißt einen Tag nicht im Boot sitzen. Das heißt aber auch vorbereiten auf die nächste Etappe. Allerorts wurde an den Booten gearbeitet, Kleinigkeiten repariert. Roland, Gabriel und ich hatten eine ganze besondere Mission geplant: Wäsche waschen. Nicht von Hand in der Faltschüssel und mit kalten Wasser. Nein - richtig in einer Waschmaschine. 

Nach einigem Fragen konnten wir die Adresse einer Wäscherei auftreiben. Ein Taxifahrer brachte uns zu dem Haus etwas außerhalb der Ortschaft. Er hatte - sowie fast alle Serben hier - ein paar Jahre in Wien gearbeitet und sprach ganz gut Deutsch. An der angegebenen Adresse fanden wir sowas wie eine Wäscherei - eine Firmenschild und ein Frau die vor ein paar Körben voll Wäsche saß. Als sie uns drei mit je einem Sackerl Wäsche erblickte und unserem Wunsch vernahm, die Sachen bis heute abend gewaschen haben zu wollen, wechselte sie blitzschnell in den "Vorsicht - Kunde droht mit Auftrag" Modus. Bis heute Abend gewaschen? Unmöglich. Sonntag sei der frühest mögliche Termin. Da war nichts zu machen. Sie hatte ihre Prinzipien.


Also hohlte unser Taxler sein Mobiltelefon hervor, tippte die Nummer einer Bekannten ein. Nach anfänglichen Zögern willigte sie ein, unsere Kleidung zu waschen. Auf der Fahrt zu ihr versuchte er, noch einen Deal zu machen: ,,Sie ist sehr hübsche Frau'' sagte er, ,,aber Mann war nicht gut, ist jetzt weg. Hat ein Kind, ist aber kein Problem''. Aber leider, wir waren nicht auf Brautschau hier sondern auf der Suche nach einer Waschmaschine. Ob diese von einer hübschn oder weniger hübschen Serbin bedient wird, war uns eigentlich egal.


Um sieben Uhr am Abend konnten wir die Wäsche wieder abholen. 1400 Dinar, also etwa 14 Euro, haben wir ihr dafür bezahlt. Sie wusste nicht, wieviel sie verlangen sollte. Also haben wir jenen Preis bezahlt, den wir in einem Waschsalon auch bezahlt hätten. Ich glaube, sie war mehr als zufrieden damit. Und wir waren sehr froh, endlich wieder sauberes, nicht müffelndes Gewand zu haben.


 

Mittwoch, 6. August 2014

Badehosenwetter

Der Tag beginnt mit bestem Badehosenwetter: dicke Regentropfen trommeln gegen das Zelt, Donner grollt noch gar nicht soweit entfernt, hin und wieder sind noch Blitze zu sehen. Begonnen hat das Gewitter gegen Mitternacht. Windböen haben am Zelt gerüttelt, Blitze den Campingplatz immer wieder kurz beleuchtet. Also raus, mit zusätlichen Häringen das Zelt sichern. Da ich am Abend das Boot 50 Meter entfernt am Donauufer liegen gelassen habe, muß ich auch noch dorthin um es zu sichern: weiter am Ufer hochziehen und festbinden; noch liegt es unter der Hochwasserlinie, die von Treibgut markiert wird.


Doch egal wie das Wetter ist: um 11 Uhr haben wir den Termin zum Schleusen bei der Staustufe Djerdap I. Also ziehe ich die Badehose und die Paddeljacke an, und beginne zu Packen. Mehr Kleidung macht keinen Sinn, nach 10 Minuten wäre sowieso alles nass. Gegen 8 Uhr, als alles im Boot verstaut ist und ich zur Abfahrt bereit bin, hört der Regen auf. 


Die Schleusung selbst verläuft problemlos: Pünktlich treffen wir an der Schleuse ein. In den beiden Kammern werden wir jeweils um 16 Meter nach unten befördert. 

Knapp zwei  Stunden später schwimmen wir im Unterwasser. Bevor die nächste Staustufe die Donau wieder einbremmst, können wir uns über etwas Strömung freuen. Rasch erreichen wir die Ortschaft Kladovo. Hier werden wir einen Tag Pause einlegen. Einige Paddler werden von hier nach Hause fahren, andere ihre Fahrt hier beginnen. 

Dienstag, 5. August 2014

Tekija

Einer der schönsten Abschnitte der Donau liegt hinter uns: steile Felswände, die den Fluß immer wieder einschnüren, später wieder breiter werden lassen. Die Strecke des "Eisernen Tores". Bei bestens Wetter konnten wir die 33 km bis Tekija zurücklegen. Anfangs wehte ein frischer Wind aus NW, später aus SE. Gegen mittag legte sich der Wind und wir konnten die schönsten Stellen bei Sonnenschein und spiegelglattem Wasser passieren. Strömung kann die Donau hier kaum mehr aufweisen, bis auf ein paar Engstellen beträgt sie unter 1 km/h. 

Montag, 4. August 2014

Segeltag

Heute hatte ich mit einem recht seltenen Wetterphänomen klarzukommen: Rückenwind. Mit 2 bis 3 Windstärken aus NW kam der Wind fast genau achterlich. Es wäre eines Seglers unwürdig gewesen, diese wunderbare Briese ungenutzt zu lassen. Nach ein paar hundert Paddelschlägen ist mir eingefallen, wie ich mit Bordmitteln zu einem Segel kommen könnte:

Ich habe das Reservepaddel als Mast verwendet und die Paddeljacke als Segel geheißt. Hat bestens funktioniert, einige Kilometer bin ich so gesegelt und konnte so die heutige Paddelstrecke von 33 km um einiges verkürzen. Leider hat gegen Mittag der Wind nachgelassen und ich musste mit Muskelkraft mein Ziel ansteuern.


Am Abend gab es serbische Bohnensuppe. Schon am Nachmittag wurde mit der Zubereitung begonnen. Stundenlang hat der Eintopf am Holzfeuer geköchelt. Das Ergebnis: es hat bestens geschmeckt. Vielleicht hat die Zubereitung nicht ganz EU-Standards entsprochen. Aber die Serben haben ja noch Zeit sich anzupassen.

Sonntag, 3. August 2014

Eisernes Tor?

Heute bin ich durch das "Eiserne Tor" gefahren. Und habe es nicht bemerkt. Erst am Abend haben andere Paddler davon gesprochen, dass jene Stelle, an der die Donau wieder enger wird, das Eiserne Tor sein soll. Bevor die Djerdap-Staustufe gebaut wurde, war das "Eiserne Tor" ein gefürchtetes Schifffahrtshinderniss. Felsen blockierten das Fahrwasser, Stromschnellen machten eine Passage riskant. Heute ist davon nichts mehr zu merken. Gemütlich paddelt man durch die einst gefährliche Stelle.

Die Strömung wird an der Engstelle nur geringfügig Stärker. Nach ein paar hundert Metern wird die Donau wieder breiter. Mit ein bis zwei Kilometer pro Stunde fließt sie gemächlich dahin. 



Samstag, 2. August 2014

Veliko Gradište

55 km hatten wir heute zurück zu legen. Leider fließt die Donau hier nur noch mit 1 bis 2 km/h. Somit war kräftig paddeln angesagt. Nach den Regen der vergangenen Tage war es heute wieder richtig heiß. Gegen nachmittag wurde es zudem drückend Schwül, hohe Gewitterwolken haben sich ringsum aufgetürmt. Rundherum war bald Donner zu hören, zum Glück verzogen sich die Unwetter aber wieder bevor wir in ihre Reichweite kamen. 


Am Abend bin ich erst um 19 Uhr in Veliko Gradište angekommen. Es war anstrengend, in der Hitze zu Paddeln. Nach den Routinetätigkeiten - Zelt aufbauen, Duschen mit der improvisierten Kaltwasserdusche in der Öffentlichkeit - habe ich noch mit Sascha einen Besichtigungstour in die Stadt unternommen. Es war Jahrmarkt. In weit über hundert Verkaufsständen haben die Händler ihre Waren präsentiert. Sogar Gartenzäune, Polstermöbel und Springbrunnen aus Granit hätte ich erstehen können. 

Freitag, 1. August 2014

Smederevo

Der Tag hat nicht gut begonnen. Regen die ganze Nacht, Regen am Morgen. Ich frühstücke bei regen, lege das Zelt bei regen zusammen, verstaue die Packsäcke bei regen im Boot. Unser Zeltplatz hat sich in ein Schlammloch verwandelt, Gatsch wohinn man greift. Es gibt nichts blöderes als bei Dauerregen zu Campen. 

Bei regen fahre ich los. 50 km sind es bis Smederevo. Im laufe des Tages soll der Regen aufhören. Je nach Wetterdienst scheint bereits die Sonne oder es soll sehr bald zu regnen aufhören. Blöderweise hällt sich das Wetter nicht an die Prognose. Es regnet. Wenigstens ist es nicht kalt.

Nach Belgrad macht sie der Staubereich des nächsten Kraftwerkes bemerkbar. Die Strömung hat abgenommen, die Donau wird breiter. Am Ufer findet man keine Schotterbänke zum Anlanden mehr. Nur einmal kann ich eine Stelle, die zum Halten geeignet ist, entdecken: ein paar Meter Sand zwischen den Bäumen an der Uferböschung. Die Pause dauert allerdings nicht lange. Binnen Minuten entdecken mich die Gelsen. Die ersten paar Viecher kann ich noch erschlagen, dann bleibt mir nur noch, die Flucht anzutreten. Ich verstehe nicht, wie es die Menschen in den Hütten, die hier überall am Ufer stehen, aushalten. 

Am späten Nachmittag kommt dann doch noch die Sonne durch. Gegen vier Uhr erreiche ich Smederevo. Die Ausstiegstelle ist etwas unpraktisch, wir müssen die Boote die steile Uferböschung hochbringen und dann noch ein Stück in die alte Festungsanlage transportieren. Zelten können wir innerhalb der alten Festungsmauern. Zwei Kaltwasserduschen - zu benutzen nur mit Badehose, da öffentlich - stehen zur Verfügung. Toiletten gibt es zweihundert Meter weiter in der alten Burg: ein Container, fast so alt wie die Burg. Zwei Klos zum hinhocken. Türen gibt es auch, die sind allerdings schmäler als die Zargen. Aber immerhin, vorhanden sind sie. 


Donnerstag, 31. Juli 2014

Belgrad

Der heutige Tag war hart. So einfach lässt sich die Etappe zusammenfassen. Die Strecke nach Belgrad betrug 50 km, die Donau fließt hier nur mehr mit 2, stellenweise 3 km/h. Dass Problem war jedoch wieder einmal der Wind. Wieder genau von vorne. Zuerst stark, dann schwächer, dann wieder stark. Ich musste bei jedem Paddelschlag wirklich Kraft aufwenden, um vorwärts zu kommen. Besonders in sich hatten es die letzten 10 km durch Belgrad. Hier hat man die Donau in ein betoniertes Bett gezwängt. Das führt dazu, dass die ohnehin schon recht hohen Wellen vom Ufer zurückgeworfen werden.  Stellenweise hatte ich den Eindruck, eine Wildwasserfahrt auf der Salza zu unternehmen.


Am Abend bekamen wir noch ein ganz besonderes Schauspiel geboten: einen Gewittersturm der Extraklasse. Ich glaube, ich habe noch nie ein derartig heftiges Unwetter erlebt. Zumindest nicht im Zelt liegend. Eine Stunde lang war der Himmel fast ständig von Blitzen erleuchtet. Sturmböen haben das Zelt fast bis zum Boden flach gedrückt. 


Zum Fotografieren bin ich den ganzen Tag über auch nicht gekommen, daher bleibt dieser Eintrag ausnahmsweise Bilderlos.

Dienstag, 29. Juli 2014

Rock im Krankenhaus

Die heutig Etappe hat uns nach Stari Slankamen geführt, 43 km auf der Donau von Novi Sad entfernt. 

Am frühen Nachmittag konnt ich gerade noch rechtzeitig vor einem Gewitter in eine Csarda, ein kleines Lokal neben der Donau, flüchten. Einige andere Paddler waren schon hier, einige trafen während des Gewitters ein. Nach zwei Stunden war das Unwetter vorbei, wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Später als üblich, erst gegen 18 Uhr, trafen wir am Zeltplatz ein. Diesmal war der Park des Bezirkskrankenhauses für uns Reserviert.


Zum Abendessen wurden wir in die Krankenhausküche eingeladen, man hatte Gulasch mit Hörnchen und Krautsalat für uns vorbereitet. 

Danach hatte man für uns zwei lokale Musiker engagiert, die aus ihren Gitarren Rock und Blues vom feinsten rausholten. Bis 22 Uhr dauerte der Gig, nach und nach mischten sich auch ein paar Patienten unter die Gäste. 

Ich bin immer wieder erstaunt, wie zuvorkommend wir während unserer Reise behandelt werden. Für die TID werden Türen geöffnet, die einem alleinreisenden verschlossen blieben würden.

Sonntag, 27. Juli 2014

Novi Sad

Sonntag, 27.7.


Die Fahrt nach Novi Sad war anstrengend. Wir hatten wieder den Wind gegen uns. Nicht viel, gerade einmal zwei, in Böen drei Windstärken. Aber das reicht aus, um kräftig am Paddel ziehen zu müssen. 


Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt serbiens, 400.000 Menschen lieben hier. Schon lange bevor man in die Stadt kommt säumen schöne, teilweise protzige Häuser das linke Donauufer. Wer Geld hat baut hier und zeigt es auch. 




Unsere Zelte stellen wir diesmal am Badestrand von Novi Sad auf. Die Anlage ist in einem guten Zustand, es gibt viele kleine Restaurants am Ufer, die Toiletten sind sauber. Mittlerweile habe ich mich auch daran gewöhnt, dass sich die Klotüren nicht absperren lassen, oft fehlt überhaupt der komplette Schließmechanismus. Eine offene Türe bedeutet somit frei, ist sie beinahe geschlossen heisst das besetzt. Das funktioniert. Meistens.



Samstag, 26. Juli 2014

Blinder Passagier

Samstag, 26.7.


Heute Morgen haben wir Kroatien wieder verlassen. Nach der Passkontrolle ging es aufs Wasser. Wir wurden belehrt, dass wir jetzt am kroatischen Donauufer nicht mehr anlanden durften. Am serbischen übrigens auch nicht, bis wir in der 35 km entfernten Stadt Backa Palanka offiziell in Serbien eingereist sind. Die kroatische Polizei fuhr tagsüber mehrmals mit einem Boot die Donau ab und auf um zu kontrollieren, ob jemand illegal das Land betreten würde. Auf serbischer Seite wurden diese Kontrollen nicht gemacht: Nach etwa 12 km Fahrstrecke lag ein Lokal strategisch günstig am serbischen Donauufer. Viele Paddler machten hier unbehelligt einen illegalen Stopp für ein Mittagessen.


Unterwegs hatte ich einen "blinden Passagier" an Bord: vor mir im Wasser hatte ich eine Schlange entdeckt, die rasch übers Wasser schwamm. Um ein gutes Foto zu bekommen, paddelte ich näher ran und fuhr einen Bogen. Dabei kam das Heck des Bootes in die Nähe der Schlange. Unglaublich schnell kam sie jetzt auf das Boot zu und kroch geschickt an Bord. Sie verschwand erst wieder in die Donau, als ihr ein anderer Paddler zu nahe kam.





Freitag, 25. Juli 2014

Vukovar

Freitag, 25.7.


47 km war unsere heutige Etappe lang. Die Donau hat wieder mit 2 bis 3 km/h mitgeholfen. Dazu Sonnenschein, die Temperatur um die 30 grad Celsius, kaum Wind. Stundenlanges platsch, gurgel, platsch, gurgel. Viele tausendmal ziehe ich das Paddel durch das Wasser. Mittlerweile schmerzen am Nachmittag die Schultern nicht mehr so sehr, auch mein Hintern hat sich an das lange Sitzen im engen Kajak gewöhnt. Zwei Stunden halte ich durch, dann versuche ich irgendeine andere Sitzposition einzunehmen, die mein Gewicht mehr Richtung Rücken verlagert. Nach drei Stunden ist ein kurzer Stopp eine sehr willkommene Sache. Nach längstens 5 Stunden muss ich aus dem Ding raus. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Menschen gibt, die Tage, sogar wochenlange in einem Kajak sitzen und damit sogar Ozeane überqueren. 



Am Abend schlagen wir unser Lager in der Stadt Vukovar auf. Hier wurden während des Krieges in den 90er Jahren einige der schlimmsten Massaker verübt - an die 2000 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Spuren davon sind bis heute in der Stadt zu sehen.




Donnerstag, 24. Juli 2014

Kroatien

Donnerstag, 24.7.


Heute morgen mußten wir wieder in Serbien ausklarieren, es geht für zwei Tage nach Kroatien. Auch hier verlief die Prozedur wieder ganz einfach: die Beamten kamen zur Einstiegstelle und gaben jeden der Abfuhr, den Pass zurück, den sie ihm am Abend zuvor zur Adminstrierung abgenommen hatten. Bei wesentlich besserem Wetter legten wir die 22 km nach Aljmaš zurück. Am kroatischen Donauufer fiel mir auf, dass sehr viele Angler in kleinen Booten den Fischen nachstellen; bisher hatte ich nicht so oft jemanden am Ufer angeln gesehen.



In Kroatien wurden wir wieder von der Polizei am Ufer in Empfang genommen. Auch hier ging es wieder recht flott, einfach den Ausweis herzeigen und wir waren eingereist. Ich zog mir ein paar böse Worte eines Beamten zu, weil ich ihn bei einer Amtshandlung fotografierte. Ich entschuldigte mich und versprach, sowas eh nie wieder zu machen. 


Das Camp schlugen wir auf einer Wiese neben der Donau auf. Ein paar Dixiklos, eine improvisierte Kaltwasserdusche, ein Zelt für die Party am Abend. Am Nachmittag folgte die offizielle Begrüßung, als Ländervertreter durfte ich das Gastgeschenk, eine Flasche Wein, entgegennehmen. Da sich unter den Österreichern kein Weintrinker fand, konnten sich die Deutschen über eine zweite Flasche freuen. Mitschleppen kann ich des Zeug im Boot ja nicht.




Mittwoch, 23. Juli 2014

Serbien

Mittwoch, 23.7.


Ab 9 Uhr würden sich Polizei und Zoll bei uns am Zeltplatz einfinden, um die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Ungarn ist ja Schengen-Aussengrenze. Als Teilnehmer bei der TID hat man den Vorteil, die Ein- und Ausreise aus den Gastländern recht einfach gestalten zu können. Einfach den Pass herzeigen - fertig. Die Beamten wissen, dass an jenem Tag an die hundert Paddler auftauchen, sie haben im voraus Namenslisten erhalten. So ist die ganze Sache in einer dreiviertel Stunde erledigt, alle Boote sind am Wasser unterwegs.



Gleich nachdem wir gestartet sind beginnte es zu regnen. Nach zwei Stunden findet das Wasser seinen Weg durch die Spritzdecke, rinnt in die Ärmel der Paddeljacke, kriecht durch die Halsmanschette über den Rücken bis zum Gesäß. Alles ist Nass. Spass macht die Fahrt heute nicht, ich versuche einfach die 44 km runterzuspulen. 


Kurz vor unserem Zeil, Apatin, hört der Regen auf. Mir fällt auf, wie sich seit Ungarn die Uferbefestigung geändert hat. Ich grüble, ob die Autoreifen bei einem zukünftigen EU-Beitritts Serbiens wohl entfernt werden müssen, weil sie gegen irgendeine EU-Richtlinie verstossen?



Umso mehr überrascht hat mich dann die Stadt Apatin: das Stadtzentrum wurde neu gestaltet, eine Fußgängerzone eingereichtet, die Straße hübsch gepflastert. Es gibt zwei Supermärkte, Cafés, Beiseln, Handyshops. Ein Kaffee kostet 60 Cent, ein Bier 90 Cent, ein Eis mit zwei Kugeln ebenfalls.

Doch gleich neben der Einkaufsstrasse sieht es nicht mehr so nett aus. Da verfallen Häuser, stehen seit jahren Bauruinen, fehlt auf der Strasse der Asphalt.

Im Hafen hat man eine neue Marina gebaut. Die modernste Anlage an der Donau sagt der Prospekt. Mit schwimmstegen aus Schweden, einem großzügigen Sanitärgebäude und 9 Appartements für wohlhabende Yachtbesitzer. Doch an den Stegen liegen keine Yachten. Nur die kleinen Angelboote der Einheimischen. Wie lange sich die Anlage so finanzieren lässt?





Dienstag, 22. Juli 2014

Reparaturen II

Dienstag, 22.7.

Am Morgen werden alle zum Briefing durch den serbischen Tourverantwortlichn gebeten. Es gibt Infos zur Einreise und um 1,20 Euro können wir eine serbische Flagge kaufen. Jedes Boot muß in Serbien eine serbische Gastlandflagg führen. Also auch unsere Kajaks und Kanus. Da achtet die Polizei ganz genau darauf, es wurden auch schon Paddler bestraft, weil sie gegen die Flaggenpflicht verstoßen hatten. Aus einer Wäscheklammer und einem Stück Klebestreifen bastle ich einen Flaggenhalter. Irgendwie muß das Ding ja auch befestigt werden.


Erfolgreich verläuft auch die Reparatur meines Bootes: einer der ungarischen Paddler betreibt hier eine Eisenwarenhandlung. Ich mache mich mit den zu reparierenden Teilen auf den Weg und finde den Laden an der Adresse Szentháromság 8 in Mohács. Die Story der Reparatur habe ich später etwa 20 Mal allen vorbeikommenden Paddlern erzählen müssen: Nachdem ich den Angestellten die defekten Teile gezeigt hatte, wurde mir eine Bohrmaschine, Bohrer, eine Nietzange und anderes Werkzeug gebracht. Das Verkaufspult wurde abgeräumt, damit ich es als Werktisch benutzen konnte. Dann konnte ich ungestört an den Teilen arbeiten. Eine Angestellte suchte alle erforderlichen Nieten und Schrauben zusammen. 


Nach einer halben Stunde war die Reparatur fertig. Ich habe noch ein paar Schrauben mehr gekauft, falls wieder ein ähnlicher Schaden auftreten sollte. Dazu einen 7er Gabelschlüssel, um auch das nötige Werkzeug zu haben. Die Rechnung für das alles: 480 Forint, also etwa 1,50 Euro.

Montag, 21. Juli 2014

Mohacs

Montag, 21.7.

Nach dem gestrigen, sehr raschen Aufbruch, gehe ich es heute wieder gemütlicher an. Nach dem Frühstück und Packen wird es wieder halb neun, bis mein Boot im Wasser ist. Das Wetter präsentiert sich auch von seiner besten seite, es ist Sonnig und fast schon heiß. Die ersten paar Kilometer läuft auch alles bestens, doch dann frischt der Wind auf. Wieder aus südlicher Richtung, also genau von vorne. 3 bis 4 Windstärken wären zum Segeln genau richtig, im Kajak habe ich aber schon Probleme, dagegen an zu kommen. Noch dazu, da der Wind genau gegen die Strömung der Donau steht, und so kurze, steile Wellen entstehen. 
Wenn ein großer Frachter vorbei fährt, addieren sich diese kleinen Wellen mit den Heckwellen des Schiffes zu noch höheren Wellen. Als ich mal wieder so eine Berg- und Talfahrt mitmache, höre ich wieder ein "knacks" und fühle, wie sich das Boot in den Wellen zu verwinden beginnt. Sch.... denke ich, schon wieder eine Niete gerissen. Ich paddle zur nächsten Sandbank und sehe mir den Schaden an. Diesmal sind zwei Nieten des U-Förmigen Haltebügels gerissen. 
Nach einer Nachdenkpause finde ich eine Lösung, wie sich das Problem mit Bordmitteln, also mit dem Leatherman und einem stück Schnur, beheben lässt:


Mit dem reparierten Boot schaffe ich es ohne Problem bis zum nächsten Etappenort, der Stadt Mohacs.

In Mohacs ist ein Ruhetag geplant, den ich nutzen möchte, um am Boot einige Reparaturen auszuführen. 
Auch werden hier ein paar Paddler unsere Gruppe verlassen, ein paar andere neu hinzukommen. Für Franz und Hannes etwa ist hier Endstation, sie werden mit dem Linienbus nach Budapest und weiter nach Wien fahren.