Montag, 14. Juli 2014

Slovakia

Mittwoch, 9.7.

Bei leichtem Regen verlassen wir Hainburg. Ein kräftiger Wind aus Westen schiebt uns zusätzlich zur Strömung nach Bratislava. Ohne viel Paddeln zu müssen erreichen wir zwei Stunden später die Stadt. Nach weiteren 20 Minuten finden wir auch den Ausstieg beim Dunajklub Kamzik Bratislava. Auf der Wiese vor dem Clubgebäude werden wir unser Zelt aufstellen. 


Dem Haus ist anzusehen, dass es noch zu Zeiten des kommunistischen Regimes entstanden ist: Es wirkt baufällig, von den vor langer Zeit mit kräftig grüner Farbe gestrichenen Wänden lösen sich Farbstücke ab, die Klos sind viel zu eng, die Türen kaputt. Auch die Duschen sind recht eigenwillig konstruiert: der Boden der nach vorne offenen Duschabteile fällt zum Abfluss hin so steil ab, dass ich Schwierigkeiten habe, auf den glatten Fliesen genügend Halt zum Stehen zu finden. Aber immerhin: aus den alten Armaturen kommt warmes Wasser, damit bin ich schon zufrieden. 

Umso herzlicher fällt dafür am Nachmittag die offizielle Begrüßung aus. Der Klub hat ein richtiges Fest für uns organisiert. Es gibt Schnitzel und gegrilltes, gutes Bier und für die Abendunterhaltung wurde eine Band engagiert. Zwar ist die dargebotene Musik überhaupt nicht nach meinem Geschmack, aber ich bin beeindruckt, welch Mühe sich die slovakischen Paddler unseretwegen gemacht haben.

Donnerstag, 10.7.

Den heutigen Tag haben wir in Bratislava verbracht. Da Nora am Abend kommen wird, um Julian abzuholen, war ich den Vormittag damit beschäftigt, dass zwei-Personen-Faltboot zu zerlegen. Sie wird meinen Einer aus Österreich mitbringen. Der zweier erscheint mir für die weitere Fahrt, die ich ja alleine unternehmen werde, überdimensioniert.
Am Nachmittag sind wir ins Stadtzentrum gewandert. Julian hat zwei Stunden bei fünf Souvenierläden verbracht, um Mitbringsel für seine Mama, seine Schwester, seine Oma - und natürlich für ihn selbst - zu erstehen. 

Freitag, 11.7.


Nach einem kurzen Früstück im Regen bringe ich gegen halb neun mein Boot zum Wasser. Nora ist über Nacht hier geblieben, sie begleitet mich zur Einstiegstelle. Beim Einstieg helfe ich noch Sascha, er kommt aus Bonn, in sein Boot. Er ist gestern eingetroffen und möchte bis Belgrad mitpaddeln. Er ist vorher noch nie mit einem Kajak unterwegs gewesen. Jetzt steigt er etwas unsicher in sein Boot, er weiß nicht recht, was ihn erwartet. Nach ein paar Paddelschlägen erfasst ihn die Strömung, souverän macht er sich auf den Weg. 
Nora gibt mir noch einen Abschiedskuss, dann steige auch ich ins Boot, paddle in die Strömung, lasse mich von der Donau einem neuen Ziel entgegenziehen. Vor mir liegen 46 km und zwei Schleusen. 
Kurz darauf hohle ich Sascha ein, wir paddeln nebeneinander, unterhalten uns. Ich mag Menschen, die ihre Träume einfach umsetzen. 
Ein kräftiger Westwind hilft uns, die Strecke rasch zu bewältigen. Die erste Schleuse bringt uns in den Donaualtarm. Die Strömung ist stärker als erwartet, um die 5 km/h. Die zweite Schleuse dient nur dazu, den Wasserstand im Altarm zu regulieren. Hier fahren nur noch Sportboote, die Berufsschifffahrt nimmt den neuen Kanal. 


Gegen 17 Uhr erreiche ich die Ausstiegstelle bei Gabčikovo. Hier hat man für uns eine Wiese gemäht, zwei Dixiklos und einen Wassertank aufgestellt. Abendessen gibt's in einer nahegelegenen Konoba, ein Gulasch und ein Bier für jeden TID Teilnehmer.

Samstag, 12.7.

Heute ist das Wetter endlich einmal so, wie es zum Paddeln sein soll: Sonnig, nicht zu heiß, ein kräftiger Wind genau von hinten. Noch dazu ist der Donauarm, durch den wir fahren, wunderschön. Zum ersten mal auf dieser Reise genieße ich, wie das Boot durchs Wasser rauscht, freue mich am stetigen, rhytmischen plätschern und gurgeln, dass entsteht, wenn das Paddel ins Wasser eintaucht, das Boot einen Meter nach vorne schiebt und dann das Wasser wieder tropfend verlässt. Platsch, gurgel, platsch, gurgel, stundenlang.
Mittags lande ich an einer Sandbank an und mache Nudeln mit Tomatensosse. Andere Paddler aus meiner Gruppe ziehen vorbei. Nach einer Stunde setze ich die Fahrt fort. 


Gegen drei Uhr erreiche ich die Abzweigung zum Fluss Vah. 3 km Flussaufwärts befindet sich unser heutiges Lager.
Kurz vor der Ausstiegstelle bemerke ich, dass das Boot nicht mehr auf das Ruder reagiert. Ein Blick zum Heck verrät mir auch warum: das Ruderblatt ist abgebrochen. Zum Glück hat der Ruderklub, bei dem wir heute zu Gast sind, eine gut ausgestattete Werkstatt, und so ist das Problem nach 10 Minuten wieder behoben.

Sonntag, 13.7.

In der Nacht war es recht frisch, ich habe im Schlafsack sogar leicht gefrohren. Aber sobald der Zeltplatz von den ersten Sonnenstrahlen erreicht wurde, ist es richtig warm geworden. 
Das Packen am Morgen ist auch schon zur Routine geworden, trotzdem benötige ich zweieinhalb Stunden, bis ich startbereit bin.
Die heutige Etappe ist etwas über 50 km lang. Da ich mir am Abend noch die Stadt Esztergom, unser heutiges Ziel, ansehen möchte, mache ich zwischendurch nur zwei kurze Pausen. 



Nach vielen tausend Paddelschlägen erreiche ich um 16 Uhr den Lagerplatz. Das aufstellen des Zeltes geht auch schon recht schnell, nach 20 Minuten bin ich bereit für die nächste Aufgabe: Wäsche waschen. Aus Platzgründen habe ich nicht viel Kleidung zum wechseln mit: 3 Hosen, 4 T-Shirts, 4 Unterhosen, 2 paar Socken und eine Fleecejacke. Somit muss ich jede Gelegenheit nutzen, um die schmutzige Wäsch wieder halbwegs sauber zu bekommen. Von Hand übrigens, im Waschbecken. Und ich staune immer wieder, wie schmutzig das gerade noch saubere Wasser wird, nachdem ich mein erst 4 Tage getragnes Paddel-T-Shirt durchgedrückt habe. 

Am Abend zieht ein Gewitter durch. Es schüttet heftig, meine zum Trocknen aufgehängte Kleidung werde ich morgen feucht einpacken müssen. Das ist unangenehm. Noch unangenehmer ist allerdings, das drei Paddler bis 21 Uhr nicht im Lager eingetroffen sind. Unangenehm deshalb, weil es drei Österreicher sind und man mich irgendwie als Ansprechperson für alle Landsleute auserkoren hat. Eine Stunde laufe ich im strömenden Regen zwischen Lager und ungarischem Fahrtenleiter hin und her und versuche Infos zum Verbleib der Drei aufzutreiben. Sie sind sehr spät losgefahren, soviel wissen wir. Telefonisch können wir sie nicht erreichen. Angekommen sind sie nicht. 
Der ungarische Fahrtenleiter sagt, er wird die Polizei informieren. Und es wird wohl eine Suche nach ihnen gestartet werden.

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