Am Abend bekamen wir noch ein ganz besonderes Schauspiel geboten: einen Gewittersturm der Extraklasse. Ich glaube, ich habe noch nie ein derartig heftiges Unwetter erlebt. Zumindest nicht im Zelt liegend. Eine Stunde lang war der Himmel fast ständig von Blitzen erleuchtet. Sturmböen haben das Zelt fast bis zum Boden flach gedrückt.
Donnerstag, 31. Juli 2014
Belgrad
Dienstag, 29. Juli 2014
Rock im Krankenhaus
Am frühen Nachmittag konnt ich gerade noch rechtzeitig vor einem Gewitter in eine Csarda, ein kleines Lokal neben der Donau, flüchten. Einige andere Paddler waren schon hier, einige trafen während des Gewitters ein. Nach zwei Stunden war das Unwetter vorbei, wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Später als üblich, erst gegen 18 Uhr, trafen wir am Zeltplatz ein. Diesmal war der Park des Bezirkskrankenhauses für uns Reserviert.
Zum Abendessen wurden wir in die Krankenhausküche eingeladen, man hatte Gulasch mit Hörnchen und Krautsalat für uns vorbereitet.
Danach hatte man für uns zwei lokale Musiker engagiert, die aus ihren Gitarren Rock und Blues vom feinsten rausholten. Bis 22 Uhr dauerte der Gig, nach und nach mischten sich auch ein paar Patienten unter die Gäste.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie zuvorkommend wir während unserer Reise behandelt werden. Für die TID werden Türen geöffnet, die einem alleinreisenden verschlossen blieben würden.
Sonntag, 27. Juli 2014
Novi Sad
Die Fahrt nach Novi Sad war anstrengend. Wir hatten wieder den Wind gegen uns. Nicht viel, gerade einmal zwei, in Böen drei Windstärken. Aber das reicht aus, um kräftig am Paddel ziehen zu müssen.
Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt serbiens, 400.000 Menschen lieben hier. Schon lange bevor man in die Stadt kommt säumen schöne, teilweise protzige Häuser das linke Donauufer. Wer Geld hat baut hier und zeigt es auch.
Unsere Zelte stellen wir diesmal am Badestrand von Novi Sad auf. Die Anlage ist in einem guten Zustand, es gibt viele kleine Restaurants am Ufer, die Toiletten sind sauber. Mittlerweile habe ich mich auch daran gewöhnt, dass sich die Klotüren nicht absperren lassen, oft fehlt überhaupt der komplette Schließmechanismus. Eine offene Türe bedeutet somit frei, ist sie beinahe geschlossen heisst das besetzt. Das funktioniert. Meistens.
Samstag, 26. Juli 2014
Blinder Passagier
Heute Morgen haben wir Kroatien wieder verlassen. Nach der Passkontrolle ging es aufs Wasser. Wir wurden belehrt, dass wir jetzt am kroatischen Donauufer nicht mehr anlanden durften. Am serbischen übrigens auch nicht, bis wir in der 35 km entfernten Stadt Backa Palanka offiziell in Serbien eingereist sind. Die kroatische Polizei fuhr tagsüber mehrmals mit einem Boot die Donau ab und auf um zu kontrollieren, ob jemand illegal das Land betreten würde. Auf serbischer Seite wurden diese Kontrollen nicht gemacht: Nach etwa 12 km Fahrstrecke lag ein Lokal strategisch günstig am serbischen Donauufer. Viele Paddler machten hier unbehelligt einen illegalen Stopp für ein Mittagessen.
Unterwegs hatte ich einen "blinden Passagier" an Bord: vor mir im Wasser hatte ich eine Schlange entdeckt, die rasch übers Wasser schwamm. Um ein gutes Foto zu bekommen, paddelte ich näher ran und fuhr einen Bogen. Dabei kam das Heck des Bootes in die Nähe der Schlange. Unglaublich schnell kam sie jetzt auf das Boot zu und kroch geschickt an Bord. Sie verschwand erst wieder in die Donau, als ihr ein anderer Paddler zu nahe kam.
Freitag, 25. Juli 2014
Vukovar
47 km war unsere heutige Etappe lang. Die Donau hat wieder mit 2 bis 3 km/h mitgeholfen. Dazu Sonnenschein, die Temperatur um die 30 grad Celsius, kaum Wind. Stundenlanges platsch, gurgel, platsch, gurgel. Viele tausendmal ziehe ich das Paddel durch das Wasser. Mittlerweile schmerzen am Nachmittag die Schultern nicht mehr so sehr, auch mein Hintern hat sich an das lange Sitzen im engen Kajak gewöhnt. Zwei Stunden halte ich durch, dann versuche ich irgendeine andere Sitzposition einzunehmen, die mein Gewicht mehr Richtung Rücken verlagert. Nach drei Stunden ist ein kurzer Stopp eine sehr willkommene Sache. Nach längstens 5 Stunden muss ich aus dem Ding raus. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es Menschen gibt, die Tage, sogar wochenlange in einem Kajak sitzen und damit sogar Ozeane überqueren.
Am Abend schlagen wir unser Lager in der Stadt Vukovar auf. Hier wurden während des Krieges in den 90er Jahren einige der schlimmsten Massaker verübt - an die 2000 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Spuren davon sind bis heute in der Stadt zu sehen.
Donnerstag, 24. Juli 2014
Kroatien
Heute morgen mußten wir wieder in Serbien ausklarieren, es geht für zwei Tage nach Kroatien. Auch hier verlief die Prozedur wieder ganz einfach: die Beamten kamen zur Einstiegstelle und gaben jeden der Abfuhr, den Pass zurück, den sie ihm am Abend zuvor zur Adminstrierung abgenommen hatten. Bei wesentlich besserem Wetter legten wir die 22 km nach Aljmaš zurück. Am kroatischen Donauufer fiel mir auf, dass sehr viele Angler in kleinen Booten den Fischen nachstellen; bisher hatte ich nicht so oft jemanden am Ufer angeln gesehen.
In Kroatien wurden wir wieder von der Polizei am Ufer in Empfang genommen. Auch hier ging es wieder recht flott, einfach den Ausweis herzeigen und wir waren eingereist. Ich zog mir ein paar böse Worte eines Beamten zu, weil ich ihn bei einer Amtshandlung fotografierte. Ich entschuldigte mich und versprach, sowas eh nie wieder zu machen.
Das Camp schlugen wir auf einer Wiese neben der Donau auf. Ein paar Dixiklos, eine improvisierte Kaltwasserdusche, ein Zelt für die Party am Abend. Am Nachmittag folgte die offizielle Begrüßung, als Ländervertreter durfte ich das Gastgeschenk, eine Flasche Wein, entgegennehmen. Da sich unter den Österreichern kein Weintrinker fand, konnten sich die Deutschen über eine zweite Flasche freuen. Mitschleppen kann ich des Zeug im Boot ja nicht.
Mittwoch, 23. Juli 2014
Serbien
Ab 9 Uhr würden sich Polizei und Zoll bei uns am Zeltplatz einfinden, um die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Ungarn ist ja Schengen-Aussengrenze. Als Teilnehmer bei der TID hat man den Vorteil, die Ein- und Ausreise aus den Gastländern recht einfach gestalten zu können. Einfach den Pass herzeigen - fertig. Die Beamten wissen, dass an jenem Tag an die hundert Paddler auftauchen, sie haben im voraus Namenslisten erhalten. So ist die ganze Sache in einer dreiviertel Stunde erledigt, alle Boote sind am Wasser unterwegs.
Gleich nachdem wir gestartet sind beginnte es zu regnen. Nach zwei Stunden findet das Wasser seinen Weg durch die Spritzdecke, rinnt in die Ärmel der Paddeljacke, kriecht durch die Halsmanschette über den Rücken bis zum Gesäß. Alles ist Nass. Spass macht die Fahrt heute nicht, ich versuche einfach die 44 km runterzuspulen.
Kurz vor unserem Zeil, Apatin, hört der Regen auf. Mir fällt auf, wie sich seit Ungarn die Uferbefestigung geändert hat. Ich grüble, ob die Autoreifen bei einem zukünftigen EU-Beitritts Serbiens wohl entfernt werden müssen, weil sie gegen irgendeine EU-Richtlinie verstossen?
Umso mehr überrascht hat mich dann die Stadt Apatin: das Stadtzentrum wurde neu gestaltet, eine Fußgängerzone eingereichtet, die Straße hübsch gepflastert. Es gibt zwei Supermärkte, Cafés, Beiseln, Handyshops. Ein Kaffee kostet 60 Cent, ein Bier 90 Cent, ein Eis mit zwei Kugeln ebenfalls.
Doch gleich neben der Einkaufsstrasse sieht es nicht mehr so nett aus. Da verfallen Häuser, stehen seit jahren Bauruinen, fehlt auf der Strasse der Asphalt.
Im Hafen hat man eine neue Marina gebaut. Die modernste Anlage an der Donau sagt der Prospekt. Mit schwimmstegen aus Schweden, einem großzügigen Sanitärgebäude und 9 Appartements für wohlhabende Yachtbesitzer. Doch an den Stegen liegen keine Yachten. Nur die kleinen Angelboote der Einheimischen. Wie lange sich die Anlage so finanzieren lässt?
Dienstag, 22. Juli 2014
Reparaturen II
Montag, 21. Juli 2014
Mohacs
Sonntag, 20. Juli 2014
Flucht
Samstag, 19. Juli 2014
Camp Reaktorblick
Freitag, 18. Juli 2014
Reparaturen
Der heutige Paddeltag hat mit einem gar nicht erfreulichen "knacks" begonnen: die Bügel, die den mittleren Spant mit den Bodenbrettern verbinden waren einfach ausgerissen. Die Ursach für den Defekt liegt Jahre zurück: ich habe das Boot auch im Meer verwendet. Dabei ist Salzwasser zwangsläufig in die Nieten gelangt. Da die Niet aus einer Hülse aus Aluminium und einem Kern aus Stahl besteht, konnte im Lauf der Jahre ein elektrolytischer Prozess die Aluminiumlegierung in Aluminiumoxyd umwandeln. Das Ergebnis war heute als Knacks zu hören.
Und in einem instabilen Boot zu spüren. Die Reparatur ist theoretisch recht einfach: die alte Niet ausbohren, eine Neue rein, mit der Nietzange quetschen, fertig. Dauer ca. 10 Minuten, Kosten etwa 1 Euro. Mitten auf der Donau schaut die Praxis jedoch ganz anders aus. Die Lösung habe ich dann in einem Stück Schnur gefunden. Dauer der Reparatur: 10 Minuten, Kosten etwa ein Euro. Und bis ins schwarze Meer halten sollte es auch.
Am Abend habe ich dann noch ein paar weitere Dinge repariert. Ein Teil der Ruderhalterung war abgebrochen; mit einem Stück Draht zusammengebunden. Die Bootshaut am Achtersteven war durchgescheuert; mit einem Stück Hypalon repariert.
Dazwischen war ich noch zum Einkaufen in der Stadt. Heute sind wir übrigens in Dunaùjváros gelandet. Eine Stadt mit 30.000 Einwohnern. Und Petrochemie. Eine Stadt, die zu Zeiten des kommunistischen Regimes nach Plan gebaut wurde. Es macht nichts, wenn man von Dunaùjváros noch nie etwas gehört hat. Die Stadt liegt eben an der Donau und es gibt einen Kajakclub, der sich zum Übernachten eignet.
































